Phonologische Bewusstheit in der rhythmisch-musikalischen Sprachförderung
Der Begriff "phonologische Bewusstheit" beinhaltet die Fähigkeit, Sprache in ihren Gliederungseinheiten (Sätze, Wörter, Silben, Laute) hörend wahrzunehmen, und das Vermögen, Sprache in ihre linguistischen Bestandteile zu zerlegen. Dies betrifft lautanalytische Fertigkeiten auf verschiedenen Ebenen, die in zwei Bereiche unterteilt werden: phonologische Bewusstheit im "engeren" und im "weiteren" Sinn. Zur phonologischen Bewusstheit im "weiteren Sinn" gehören die Fähigkeiten, den Sprechstrom unabhängig vom Inhalt gliedern, Reime erkennen und Wörter in Silben gliedern zu können, also der Umgang mit größeren linguistischen Einheiten. Phonologische Bewusstheit im "engeren Sinn" bezeichnet dagegen die Fähigkeit, Lautfolgen nach einzelnen Lauten zu gliedern. Dazu gehören die Fähigkeit, Anfangslaute zu erkennen, die Fähigkeit, Wörter in ihre Laute zu zerlegen bzw. Wörter aus einzelnen Lauten zusammenzusetzen, die Fähigkeit, die Lautanzahl in einem Wort zu erfassen und die Fähigkeit, Laute in einem Wort umzustellen. Insofern stellt die phonologische Bewusstheit keine einheitliche Fertigkeit dar, sondern setzt sich aus verschiedenen Fertigkeiten zusammen. "Bewusstheit" bedeutet dabei sprachliches Wissen darüber, was ein Laut, eine Silbe, ein Reim, ein Wort bzw. ein Satz ist.
Die Fertigkeiten bezüglich der phonologischen Bewusstheit sind auch durch die Herkunftssprache der Kinder geprägt: So haben z. B. französische Kinder Probleme, im Deutschen den Laut "h" zu hören, da dieser im Französischen nicht gesprochen wird. Artikulation und Lautwahrnehmung im Deutschen müssen daher besonders intensiv trainiert werden, da sonst Fehler beim Lesen und Schreiben auftreten können.
Mittlerweile wird in der Forschung übereinstimmend angenommen, dass die im Vorschulalter bereits bestehende phonologische Bewusstheit die Schriftsprachentwicklung fördert, dass aber auch ein Einfluss der während des Anfangsschriftspracherwerbs erworbenen Kenntnis über die Buchstaben-Laut-Zuordnungen auf die phonologische Bewusstheit besteht. Es besteht auch weitgehend Übereinstimmung darin, dass die phonologische Bewusstheit im weiteren Sinn sich bereits vor Beginn des Schriftspracherwerbs entwickelt und damit früher als die phonologische Bewusstheit im engeren Sinn.
Phonologische Bewusstheit kann in einer rhythmisch-musikalischen Sprachförderung aufgrund der Parallelen zwischen Sprache und Musik besonders gut mit speziell hierfür konzipierten Liedern und Aufgabentypen gefördert werden. Darüber hinaus lassen sich Sprachstrukturen auch in Bewegung umsetzen.