Hörverständnis

Hörverständnis stellt auch für den Schriftspracherwerb eine wesentliche Grundlage dar. So müssen beim Schreiben Sprachlaute mit visuellen Repräsentationen verbunden werden (Laut-Buchstaben-Zuordnung) und auch unbekannte gehörte Wörter aufgeschrieben werden können. Für den Leseprozess bildet Hören ebenfalls eine unabdingbare Grundlage.

Lesemodell Pyramide
Vereinfachte Darstellung des Lesemodells nach Marx und Jungmann

Nach dem psychologischen Modell des Lesens von H. Marx und T. Jungmann (2000) gliedert sich der Leseprozess in vier hierarchisch angeordnete Stufen.

Hörverständnis ist keine einheitliche Komponente, sondern setzt sich aus verschiedenen Teilkomponenten zusammen. Es umfasst die Fähigkeit zur Lautwahrnehmung und Lautunterscheidung, zum Sinnverstehen von Wörtern, zum Erfassen der Beziehungen von Wörtern zueinander, zur Erfassung der Sprecherabsicht und Sprechsituation und zur Unterscheidung von Textsorten. Alle Stufen werden in sehr komplexen Verarbeitungsprozessen parallel oder kurz nacheinander durchlaufen. Fehlen Fertigkeiten auf einer Stufe, kann die nächst höhere nicht erreicht werden.

Die Basis für den Leseprozess bildet das (vor allem lautliche) Hörverstehen. Ohne Fähigkeit zur auditiven Lautwahrnehmung und -unterscheidung ist es nicht möglich, die nächste Stufe, das Rekodieren zu erreichen. Beim Rekodieren werden Buchstaben bzw. Buchstabencluster in Lautfolgen "übersetzt". Auf der dritten Stufe erfolgt das Dekodieren, d.h., die erlesenen Wörter werden mit einer Bedeutung verknüpft. Leseverständnis als vierte Stufe setzt sich nach Marx und Jungmann aus den drei unteren Stufen zusammen.

Hörverstehen lässt sich durch die Arbeit mit Liedern, Sprachspielen und anderen musikalischen Aufgabentypen fördern. Dabei kann der Schwerpunkt jeweils auf globales, selektives oder detailliertes Hörverstehen gelegt werden.