Musik - Sprache

Dr. Anja Bossen

Musik wirkt positiv auf Kinder, denn die meisten Kinder lieben Musik. Diese Erfahrung haben viele Lehrerinnen und Erzieherinnen schon oft gemacht. Deshalb möchten sie gern mit Musik im Deutschunterricht bzw. in der Sprachförderung arbeiten. Dabei ist es jedoch für Pädagoginnen oftmals schwierig, Musik gezielt, d.h. passend zu einem Sprach- oder Sachthema zu finden. Auch die außerordentliche Vielfalt von Aufgabentypen, mit denen eine musikalische Spracharbeit möglich ist und die weit über Liedersingen mit Bewegungsgesten oder szenischer Umsetzung von Liedern hinausgeht, ist vielen Pädagoginnen oftmals nicht bewusst. Eine Sprachförderung, die bei den Parallelen von Musik und Sprache ansetzt, ist weit mehr als das Singen irgendeines Liedes. So können rhythmisch-musikalische Aufgabenformate, auch unter Einbeziehung einfacher Rhythmusinstrumente, in allen Lernfeldern der Sprachförderung (Hören, Sprechen, Lesen, Schreiben) und gezielt in vielen sprachlichen Bereichen wie z.B. phonologische Bewusstheit, Intonation, Artikulation und Grammatik verwendet werden.

Für eine Arbeit mit rhythmisch-musikalischen Aufgabentypen sind musikalische Kenntnisse hilfreich, aber keine unabdingbare Voraussetzung. Denn nicht die Musik oder eine künstlerische Leistung (z.B. beim Singen) stehen hierbei im Vordergrund, sondern es geht darum, bei den Kindern eine positive Emotion und Motivation hervorzurufen - gerade auch bei Kindern mit Sprachförderbedarf, die durch die oft langfristige Teilnahme am Sprachförderunterricht stigmatisiert sind. Eine Sprachförderung mit Musik ermöglicht implizites Lernen - die Kinder üben, ohne es bewusst zu bemerken und ohne dass es für sie anstrengend oder langweilig wird. Jedes Kind, unabhängig von seinem Sprachstand, kann sich sofort an rhythmisch-musikalischen Aufgaben beteiligen. An das implizite Üben können sich dann auch explizite Übungen anschließen.

Eine Sprachförderung mit Musik ist nicht als Sprachlernmethode aufzufassen, sondern versteht sich als Angebot zusätzlicher und besonderer Möglichkeiten innerhalb des Deutsch- oder Sprachförderunterrichts. Sie bietet sich an Grundschulen auch als Bestandteil eines fächerübergreifenden Unterrichts (Deutsch/Musik/Sachunterricht) an.

Bisherige Praxiserfahrungen aus verschiedenen Projekten bestätigen die motivierende Wirkung dieses Ansatzes: Wenn selbst Kinder, die keinen Sprachförderbedarf haben, ihre Klassenlehrerin fragen, ob sie nicht auch zur Sprachförderung mit Musik gehen dürfen, ist dies ein deutlicher Beleg für die positive Wirkung von Musik im Unterricht.